28. April 2024

Diese Pflanzen sind keine Vegetarier

sondern Tiere fressende Pflanzen, hier dargestellt und gezeigt anhand vieler sehr interessanter Videos. Diese Carnivoren (Fleischfresser) fangen mittels umgewandelter Blätter meist Einzeller, Gliedertiere aber auch größere Beutetiere bis hin zu Schnecken und  Fröschen, verdauen diese und verbessern so ihre Versorgung mit Mineralstoffen – vor allem Stickstoff – an extremen Standorten wie Mooren oder blanken Felsen. Kannenpflanze, NepenthesDie Bildung von Fallen ist für eine Pflanze sehr aufwendig, da Fangblätter sehr viel schlechter zur Photosynthese geeignet sind als normale Laubblätter. Karnivore Pflanzen wachsen daher in der Regel recht langsam  an nährstoffreichen Standorten, an denen auch viele andere Pflanzenarten zu gedeihen vermögen,

 

 

 

Sie sind daher nur dort konkurrenzfähig, wo andere Pflanzen durch Mangel an Nährstoffen nicht oder kaum wachsen können. Solche nährstoffarmen Standorte sind etwa Moore, tropische Regenwälder, tropische Tafelberge, Sand oder Felsen. Man unterscheidet bei fleischfressenden Pflanzen fünf verschiedene Fallentypen. Je nach ihrer Fähigkeit zur aktiven Bewegung im Zusammenhang mit dem Fangen oder dem Verdauen der Beute lassen sich die Arten auch zusätzlich noch als aktiv oder passiv charakterisieren.

 

 

Wir kennen 5 Typen von Fallen. Genau genommen sind es 6 Typen. 5 echte Karnivoren und eine „unechte“, eine sogenannte Prä-Karnivore.

1. Klebefallen

  • Sonnentau (Drosera)

Drosera, Sonnentau

Klebefallen funktionieren über ein klebriges Sekret. Der Sonnentau ist ein typisches Beispiel für Droseraeine derartige Klebefalle. Diese Pflanzen können bis zu 50 Jahre alt werden, werden oft bis zu einem Meter hoch (als Kletterpflanzen) und können unter bestimmten Bedingungen bis zu 3 Meter hoch werden. Da ihnen das Enzym SonnentauNitratreduktase vollständig fehlt und sie somit nicht das im Boden gebundenen Nitrat aufnehmen können, sind sie von der Aufnahme des tierischen Stickstoffs abhängig. Durch das Fehlen der Nitratreduktase ist es den Carnivoren nicht wie den Nicht-Carnivoren möglich, das zur Stickstoffassimilation wichtige Umwandeln von im Boden gebundenen Nitrat in Nitrit durchzuführen.

 

Sonnentau (Drosera)

 

  • Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa)

Die Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa), eine Wasserpflanze, ist eine fleischfressende Pflanze und gehört zu der Familie der Sonnentaugewächse.
Die Aldrovanda ist eine ausdauernde, krautige Süßwasserpflanze. Sie ist wurzellos, nur der Keimling besitzt eine rudimentäre Wurzel, die aber früh abstirbt.
Die Pflanze wird etwa 10 bis 30 cm lang. An der Sprossachse finden sich in kurzen Abständen fünf bis zehn bis 3 mm große Fangblätter an einem Stiel. Der Blattgrund enthält mehrere luftgefüllte Hohlräume, die mit für den Auftrieb der Pflanze verantwortlich sind. Die Pflanze wächst an der einen Seite und stirbt am anderen Ende ab; unter guten Bedingungen werden so ein bis zwei Wirtel pro Tag gebildet.
Mit ihren Fangblättern, einer Klappfalle ähnlich einer kleineren Ausgabe derAldrovanda vesiculosa (stark vergrößert) Venusfliegenfalle, fängt die Wasserfalle kleine Tiere, vorzugsweise Wasserflöhe, aber auch beispielsweise junge Mückenlarven. Am Rand der Fallen stehen vier bis sechs auffällig steife Borsten; auch im Inneren ist die Falle fein behaart mit sensiblen Härchen. Dabei handelt es sich um Fühlhärchen, die das Schließen der beiden Hälften der Blattspreite in maximal 1/50 Sekunde veranlassen, wobei der Fang nur bei warmen Wassertemperaturen möglich ist (ab etwa 20 °C). Hat die Falle erst einmal eine Beute gefangen, so wird diese mit Hilfe von Verdauungssäften zersetzt.

 

  • Gemeines Fettkraut (Pinguicula vulgaris)

Pinguicula Neben der Drosera hier eine andere Gattung aus der Familie der Wasserschlauchgewächse, die Pinguicula vulgaris, eine ebenfalls

aktive Klebefalle.

Diese Gattung Pinguicula (Fettkraut) aus der Familie der Wasserschlauchgewächse ist mit etwa 90 Arten auf der gesamten Nordhalbkugel vertreten. Bei den Fettkräutern handelt es sich um (von wenigen Arten abgesehen) mehrjährige, rosettenbildende Arten. Blüte der PinguiculaDie Blätter sind zwischen wenigen bis knappen 30 Zentimetern lang und meist rundlich, seltener länglich bis fadenförmig. Es werden meist rosafarbene bis violette veilchenartige Blüten gebildet. Andere Blütenfarben sind selten. Hauptverbreitungsschwerpunkt ist Mexiko, die meisten Arten dort sind heterophylle Pflanzen, bilden also sukkulente Winterblätter aus. Auf der Blattoberfläche befinden sich einerseits kurz-gestielte Tentakeln, daneben nicht-gestielte Drüsen. Der auf einer Polysaccharid-Lösung basierende Fangschleim wird von den Tentakeln abgegeben. Fettkräuter produzieren eine Reihe an Enzymen, womit die Beute, die vor allem aus kleinen Fliegen besteht, verdaut wird. Die Spaltprodukte werden über die ungestielten Drüsen resorbiert. Die Fettkräuter zählen zu den aktiven Klebefallen. Zwar sind die Tentakeln unbeweglich, es besteht aber eine mehr oder minder ausgeprägte Fähigkeit zu einer Bewegung des Blattes. Manchmal ist diese Fähigkeit nur marginal ausgeprägt und es findet sich allenfalls eine leichte Eindellung des Blattes im Bereich der Beute, so dass diese in einem kleinen See an enzymreicher Verdauungsflüssigkeit schwimmt. Daneben existieren aber auch Arten, die vor allem im Blattrandbereich eine größere Beweglichkeit des Blattes aufweisen.

 

2. Klappfallen:

Die Fangtechnik der Klappfalle ist die wohl bekannteste, wenn auch seltenste Fangmethode der Karnivoren. Es handelt sich dabei um die schnelle Schließbewegung zweier Blatthälften, die durch kleine Fühlhaare auf den Blattinnenseiten ausgelöst wird. Als bekanntestes Beispiel: Venusfliegenfalle. Da dem Kalium für den Schließmechanismus eine große Bedeutung zu kommt, ist es besonders lebenswichtig für Fleischfressende Gewächse. Ein spezielles Enzym „saugt“ quasi das gesamte Kalium aus dem Beutetier, um den Betrieb ihrer Fallen aufrecht zu halten.

Fühlhaare der VenusfliegenfalleDie  Venusfliegenfalle   hat  an der Innenseite 3-9 Dornen (man könnte auch Fühlhare sagen), die bei Berührung den Zuklappmechanismus auslösen und das Insekt sitzt fest ohne entkommen zu können in der Falle. Eine bereits tote Fliege oder Insekt würde von der Venusfliegenfale ignoriert werden.  Erst wenn mindestens 3 Dornen (Borsten oder auch Fühlhaare genannt) nacheinander am Fangblatt einer Venusfliegenfalle berührt werden, sagt dies der „Falle“, dass die Fliege leben muss, da sie sich ja im Inneren der Falle bewegt hat. Eine geniale Einrichtung. Aber auch kleine Schnecken oder Frösche werden von der Venusfliegenfalle verspeist.

 

Klappfalle, Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula)

 

3. Saugfallen:

Das Prinzip der Saugfallen funktioniert nur unter Wasser oder unter der Erde. Utricularia australisDie Pflanze, die mit dieser Fangmethode fängt, baut in der Falle einen Unterdruck auf, der sich bei Berührung schlagartig ausgleicht und dabei Wasser und Beute in sich hinein saugt. Die einzige Gattung, die dieses Prinzip anwendet, ist die der Wasserschläuche.  Die Saugfallen der Wasserschläuche gehören zu den kompliziertesten und erstaunlichsten Fangmechanismen karnivorer Pflanzen. Hier wird im Video das Prinzip des Ansaugens erklärt, und in diesem beeindruckenden Video kann man das „Fressen“, das Ansaugen des Beutetieres, direkt verfolgen. Alle Arten fangen ihre Beutetiere mit Hilfe von Fangblasen, die nach dem Saugstrom-Prinzip arbeiten. Berührt ein Beutetier die Sinneshaare an der Klappe, so klappt die unter Unterdruck stehende Falle auf und das Tier wird durch das einströmende Wasser in das Fangbläschen gespült. Ist der Unterdruck aufgehoben, dann schließt sich die Falle sofort wieder und die Beute kann verdaut und von der Pflanze aufgenommen werden.

 

4. Fallgrubenfallen:

Bei den Fallgrubenfallen bilden die Blätter einen Hohlraum, in den das Insekt hineinfällt und aufgrund glatter Innenwände und kleinem Raum nicht oder schwer herauskommt. Als Beispiel seien hier genannt die Kannenpflanze und die Schlauchpflanze.

Nepenthes mit geöffnetem DeckelGanz anders „arbeitet“ die fleischfressende Kannenpflanze. Das Insekt wird durch den Duft am Rand der Nepenthes angelockt, krabbelt an den Rand und an den die Pflanze vor Regen schützenden Deckel. Fällt nun ein Regentropfen auf den Deckel, dann wird das Insekt, welches gerade auf der Unterseite des Deckels sitzt, wie „von Zauberhand“ in die Kannenpflanze geschnipst. Unten im Pool, also am Grund der Pflanze, befindet sich ein kleiner See, welcher mit saurer (PH-Wert 3,5) Verdauungsflüssigkeit angereichert ist. Hier kann dann das Insekt – meist Ameisen – innerhalb von 2 Tagen verdaut sein.

 

Kannenpflanzen (Nepenthes)

 

 

Schlauchpflanzen (Sarracenia)

 

Es gibt Fallgruben-Fallen, welche bis zu 5 Liter fassen und dann auch Mäuse darin fangen und verdauen können. Dieser Film ist ein Schul-Lehrfilm mit Thema CARNIVOREN, sehr empfehlenswert !!

5. Reusenfalle (Genlisea):

Erheblich komplizierter konstruiert sind Reusenfallen. Eine Umkehr wird den Genlisea, ReusenfalleOrganismen durch Sperrhaare unmöglich gemacht. Verdaut werden sie ähnlich den Fallgrubenpflanzen. Diese Gattung fleischfressender Pflanzen gehört zu den Wasserschlauchgewächsen. Es sind sehr kleine meist wurzellose bis 5 cm groß werdende Pflanzen. Das besondere an diesen Reusenfallen sind die Blätter. Ein Blatt ist neben der Sprossachse und der Wurzel eines der drei Grundorgane der höheren Pflanzen. Bei den Genlisea müssen wir zwei Blatt-Typen unterscheiden. Einmal die oberirdischen Blätter und die unterirdischen „Blätter“, besser oder genauer gesagt die unterirdischen Fallen, die sogenannten Reusenblätter. Diese Carnivoren nehmen kleine Bodenbewohner wie Wimpertierchen, Fadenwürmer und andere Arten auf und verdauen diese.

 

6. Wanzenpflanzen (Roridula)

Bei den Wanzenpflanzen, auch Taupflanzen genannt,  spricht man von Wanzenpflanze mit reichlich Beutesogenannten Präkarnivoren. Diese findet man, wie z. B. auch den von mir bereits beschriebenen Pfennigbaum,  nur in Südafrika, also in der Capensis.  Es blühende Wanzenpflanzehandelt sich um Pflanzen, die nicht alle Voraussetzungen erfüllen, um als fleischfressende Pflanze anerkannt zu werden. Mit diesem Namen will man zum Ausdruck bringen, dass sie zwar Insekten fangen, aber keine Vorrichtungen zur Verdauung besitzen. Ein interessantes Zwischenstadium findet sich bei den Wanzenpflanzen, die ihren Fang indirekt durch eine Symbiose verwerten, indem sie die Ausscheidungen von den symbiotisch mit ihr lebenden und von ihrem Fang ernährenden Wanzen und Spinnen als Blattdünger aufnehmen.Blüte der Wanzenpflanze

Diese Wanzenpflanzen werden bis zu 2 Meter groß, gehören zu den heidekrautartigen Pflanzen, sind also immmergrüne Halbsträucher und haben eine kräftige Pfahlwurzel und nur kleine fein ausgebildete zarte Seitenwurzeln. Die eigentliche sichtbare Pflanze wächst aufrecht, verholzt mit zunehmendem Alter und ist schwach verzweigt. Die Blüten sind sehr Pameridea, die Wanze der Wanzenpflanzeatraktiv, blassviolett, rosa bis weiß. Die Blätter sind an den Blatträndern mit gestielten Drüsen von unterschiedlicher Länge besetzt, die dem Insektenfang dienen. Der von diesen Drüsen abgesonderte Fangschleim der Wanzenpflanzen basiert im Gegensatz zu dem der meisten anderen karnivoren Gattungen mit Klebefallen nicht auf Wasser, sondern auf Kautschuk, und ist extrem klebrig. Er hält auch größere Insekten wie Schmetterlinge oder Libellen fest. Und wie ernährt sich nun diese Prä-Karnivore? Auf der Tau- oder Wanzenpflanze (daher der Name Wanzenpflanze) leben Wanzen.

Wanzenpflanzewunderschöne Wanzenpflanzen-BlütenDiese Wanzen leben ausschließlich nur auf diesen Wanzenpflanzen. Sie finden die Beutetiere innerhalb von wenigen Minuten nach dem Fang  und ernähren sich von den gefangenen Tieren. Die Wanzen bleiben selbst nicht am Fangschleim kleben, da sie sich mit ihren speziel ausgebildeten Füßen an den Stellen der Pflanze festhalten, die frei vom klebrigen Schleim sind. Außerdem ist der gesamte Körper dieser Wanzen mit einem Sekret bedeckt, das wie beiner guten Bratpfanne als Anti-Haft-Schicht wirkt. Die Ausscheidungen der Wanzen dienen den Wanzenpflanzen als Nahrung. Etwa 70% des zum Leben benötigter Stickstoff erhält die Pflanze somit indirekt von den gefangenen Insekten – daher PRÄ-KARNIVOREN !

 

6. Brocchinia reducta

Diese Pflanze, eine Bromelienart, ist eine der wenigen fleischfressenden Bromelien. Sie stammt aus dem südlichen Venezuela, Brasilien, Kolumbien und Guyana und kommt in nährstoffarmen Böden vor. Diese Pflanze passt sich verschiedenen Umgebungen an, denn sie verwendet ihre Wurzeln als Anker, wenn sie auf Felsen wächst. Die Brocchinia reducta bildet, wie viele andere Bromelien, einen wasserspeichernden Becher mit dicht überlappenden Blättern. Die Blätter, die den Becher der B. reducta umgeben, sind mit losen, wachsartigen Schuppen überzogen. Diese  reflektieren stark ultraviolettes Licht. Da viele Insekten von Ultraviolett angezogen werden (es wird auch von vielen Blumen reflektiert), ist dies ein effizienter Köder.

Das Wasser in dem Becher verströmt auch einen süßen Geruch, der dazu dienen kann, Ameisen und andere Insekten anzulocken. B. reducta nimmt seine Nährstoffe von der äußeren Zellwand auf, die von Trichomen bedeckt ist, die Moleküle von nur 6,6 nm transportieren können. Die losen Schuppen bieten einen schlechten Halt für die Landung von Insekten, was dazu führt, dass sie in den wassergefüllten Becher rutschen und schließlich ertrinken.

Es wurde argumentiert, dass B. reducta nicht wirklich fleischfressend ist, da die Produktion von Verdauungsenzymen nicht gefunden werden konnte. Im Jahr 2005 wurde jedoch nachgewiesen, dass die Pflanze mindestens Phosphatase produziert und somit im sensu stricto als fleischfressende Pflanze gilt. Die Enzyme und Bakterien verdauen die gefangenen Insekten und setzen so die Nährstoffe für die Aufnahme durch die Blätter frei. Das linke Bild zeigt eine „normale“ Bromelie, wie alle Bromelien, ein Ananasgewächs.

 

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